Posts

Es werden Posts vom November, 2010 angezeigt.

Toxikologie

Bild
Zu den zwar nicht sonderlich beliebten, aber eben unvermeidlichen Touren in unserem Gewerbe zählen sog. "Materialfahrten", d.h. es werden keinen Menschen, sondern eben nur Material (Blut, Dokomente, Geräte, usw.) befördert. Meistens sind es Arztpraxen oder Krankenhäuser, die solche Touren in Auftrag geben. Ein Stammkunde unserer Firma ist u.a. das Krankenhaus Reinbek, und einer der Stamm"empfänger" die Uni-Klinik Eppendorf, kurz UKE genannt, mitten in der Stadt auf einem riesigen Gelände gelegen. Heute Morgen erwischte es mich mal wieder, aber da mein Vormittag schon recht arbeits- und ertragreich gewesen war, nahm ich´s gelassen. Noch. Denn das Chaos begann schon bei der Materialabholung im KH Reinbek, Intensivstation. Ein Pfleger öffnete und ließ mich rein. "..Da vorne auf´m Tresen liegt´s, glaube ich.." Sehr genaue Angabe, muß ich schon sagen. Da es aber nur einen Tresen gab (ohne Barkeeper, versteht sich), musste ich nicht lange suchen. Als ich den d

Berufskrankheit?

Bild
Ich glaube, ich bin krank. Nein, nicht im Sinne von Erkältung oder ähnlichem. Berufskrank, meine ich. Denn eigentlich sollte ich mir heute einen absolut faulen Tag machen. Eigentlich. Denn ich habe frei. Herrlich, wenn andere zur Arbeit fahren, das Dorf tagsüber vollkommen ruhig ist - und ich darf Zuhause bleiben. Also, was tue ich? Natürlich mache ich Kaffee, Brote und schalte mein Notebook ein. Erst mal sehen, was die Kollegen in ihren Blogs neues geschrieben haben. Abschalten fällt mir offenbar schwer. Und nun? Mir kommt eine tolle Idee: ich könnte mal wieder mein Auto putzen. Von innen. Kurz darauf stehe ich mit Lappen und Staubsauger bei frostigen Temperaturen vor meinem Wagen. So wie ich es jeden Tag tue, wenn ich mein Taxi pflege. Fällt mir eigentlich nichts Sinnvolleres ein? Vielleicht ist es ja eine Berufskrankheit? Jedenfalls steht heute Nachmittag Laub kehren im Garten auf dem Programm...--)).
Taxifahrer in Jerusalem

Einmal Nordsee und zurück

Bild
Zuerst begann dieser Montag, wie es die meisten Montage seit 4 Monaten tun: mit einem Fahrgast, der es wichtig und eilig hatte, zum Flughafen zu kommen. Der heutige war irgendwie witzig. Er hatte für 6.45 Uhr bestellt, ich war - natürlich - um 6.40 Uhr vor Ort. Unsere Zentrale ist da immer sehr pünktlich bei der Disposition. Da ich den Wagen gerade erst übernommen hatte und dieser noch recht kalt war, ließ ich den Motor vor dem Haus laufen. Nirgendwo steht, daß ich mir eine Erkältung holen MUSS. Es wurde 6.45 Uhr, er kam nicht heraus. Um 6.47 Uhr stieg ich aus und klingelte. Seine Frau - ich nehme mal an, daß sie´s war - winkte hektisch, ja, ja, er würde gleich kommen. Vier Minuten später war´s dann auch soweit. Kaum eingestiegen, lautete seine erste Frage: "..Haben Sie den Motor die ganze Zeit laufen lassen..?" Der hat Sorgen! "Ja, natürlich. Ansonsten wäre es hier zu kalt geworden.." "Hmm, es wäre sicher im Sinne der Nachbarn gewesen, wenn sie ihn aus g

Ende der Fahnenstange!

Bild
Die Schicht eines Taxifahrers dauert bekanntermaßen ja länger als die eines, sagen wir, "Büromenschen". Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt, für 10 Stunden am Steuer zu sitzen. Pausen gibt´s nur, wenn ich sie mir nehme. Auch 11 Stunden kamen schon vor, danach hatte ich das Gefühl, nur noch aus dem Auto kippen, aber nicht selbst steigen zu können. Heute Abend war aber endgültig das Ende der Fahnenstange erreicht, als ich nach 11 Stunden und 50 Minuten (natürlich MIT Pause) die Tür zur Zentrale öffnete und mich über meine Abrechnung beugte. Es schon interessant: nach 10 Stunden ist man müde, nach 11 Stunden einfach nur noch kaputt - und nach 12 Stunden? Da kommt nun das körpereigene Adrenalin zum Einsatz! Ich hatte das Gefühl, ein wenig neben mir zu stehen. Das hielt sich noch bis zu Hause, wo aber dann ein Dithmarscher Dunkel dem Spuk ein Ende machte und mich wieder auf den Boden holte. Lecker! Wie kam´s? So gegen 14.45 Uhr spielte ich bereits mit dem Gedanken, nach der näc

Zurück zum Basisprogramm

Bild
Einige Stammkunden sind lern-resistent. Der Meinung bin ich inzwischen und stütze mich auf meine jüngste Erfahrung mit einem "netten" Doktor der Juristerei und den anschließenden Gesprächen mit den Kollegen. Dienstagmorgen, 6.00 Uhr. Die Funk-Kollegin gibt mir noch im Büro die erste Tour: Dr. P. aus Reinbek möchte um 6.30 Uhr zum Hauptbahnhof. Zum Festpreis, also ohne Uhr. Prima, dann habe ich doch glatt noch Zeit, mir den üblichen Morgenkaffee zu holen und mein Frühstück zu "geniessen". Ich bekomme noch ein paar Tipps mit auf den Weg: Pünktlich sein (bin ich immer!) Ruhig fahren (tue ich sowieso) Radio und Funk ausmachen (ach nöö.., nun hört das Verständnis auf..) Es ist 6.20 Uhr als ich vor Dr. P.`s Haus eintreffe. Pünktlich, 10 Minuten später, kommt er heraus und setzt sich nach hinten. Kurz darauf quäkt es von dort: "..Haben Sie kein anderes Licht als diese Funzel..?" Klar, ein Fackel könnte ich noch anbieten...!? "Nein, leider ist das b

Mettwurst

Bild
Also so langsam werde ich ja neugierig... Schon zum dritten Mal innerhalb eines überschaubaren Zeitraums erlebe ich Menschen, die ganz begeistert über ihre Darmspiegelung sprechen! Ja, wirklich! Heute war es sogar ein Ehepaar, gut Mitte 60, die fröhlich lächelnd vor dem Reinbeker Krankenhaus auch mich warteten. "Hallohooo..." Sind die high? dachte ich so für mich. "Sind Sie für uns da..?" Dumme Frage, da ich das einzige Taxi und sie die einzigen potentiellen Fahrgäste weit und breit waren. "Klar, steigen Sie ein! Wo darf´s denn hin gehen?" "Nach Hause! (Diese Info liebe ich..) Das ist in H...t." Bekannt. Wir fahren los. "Aachh... Also ich sag´ Ihnen, die machen da im Krankenhaus eine so super Darmspiegelung...!" Schwärmen für Spiegeleier hätte ich noch verstanden, aber Darmspiegelung? "Wirklich? Was ist daran so gut?!" gebe ich interessiert zurück. "Na alles." (ah ja..!) "Man legt sich hin, schläft

Danke!

Bild
Ich möchte mich an dieser Stelle bei den gut 2.000 Besuchern und Lesern meines Blogs während der letzten 3 Monate bedanken!!! Es motiviert sehr zu sehen, daß das was man erlebt und schreibt, Interesse bei anderen findet. Vielleicht tragen mein Blog und die der vielen anderen Taxikollegen zu einem noch besseren "öffentlichen" Bild des Berufsstandes bei?! Wäre schön. Ich denke, die allermeisten von uns, die ihren täglichen Arbeitsalltag via Blog veröffentlichen, üben diesen Beruf gerne aus. Und anhand der Geschichten und Berichte kann man auch ganz leicht sehen, warum das so ist.

Fast schon zu ruhig!?

Bild
Eine solche, fast schon ereignislose Samstagnacht hatte ich schon lange nicht mehr erlebt. Und trotzdem - es hat wieder Spaß gemacht. Schließlich muß man ja auch mal die Arbeitstage geniessen, an denen es keinen "Auschlag" nach oben oder unten gibt. Vielleicht lag´s auch an mir? Ich hatte in der Nacht zuvor hervorragend und lange geschlafen. Am Nachmittag vor der Schicht gönnte ich mir noch ein kleines Mittagsschläfchen, denn das Wetter war auch entsprechend - November eben. Ganz entspannt begann ich die Schicht gegen 18.00 Uhr und meine Fahrgäste waren durch die Bank nett, freundlich und später nur sehr wenig angetrunken. Allerdings ging die weiteste Fahrt auch nur ins Hamburger Gemüsegebiet "Vierlanden", bzw. holte ich von dort eine Familie von einer Feier ab. Dem Erfinder des Navi´s sei Dank! Diese Gegend ist mir ein Rätsel und wird es wohl auch immer bleiben. Das finanzielle Highlight war ein Fahrgast, der von der Kneipe nach Hause mir ein Trinkgeld gab, das ca.

Fahrt ins Blaue?!

Bild
Wie unterschiedlich Tag- und Nachtschichten sind, wurde mir in der vergangenen Nacht wieder deutlich. Obwohl ich inzwischen am liebsten tagsüber fahre, so sind die Nächte doch das "Salz in der Suppe". Tagsüber fährt man zumeist brave Omi´s, eilige Geschäftsleute, entlassene Krankenhauspatienten, usw. oder ärgert sich über Ordnungswidrigkeits-Vermeider (siehe vorherigen Artikel + Kommentar). Nachts begegnet man dann den "Creatures of the night"..--)). Natürlich. Wann auch sonst? Gestern Abend, 21.20 Uhr. Bestellung auf den Parkplatz eines großen Supermarktes. Obwohl ich schnell vor Ort war, hatte ich zuerst den Eindruck, ein Konkurrent hätte mir den Fahrgast vor der Nase weggeschnappt. Niemand da. Eine Nachfrage bei der Zentrale wegen der Adresse ergab, daß die Dame sich gerade auf den Weg nach unten machte. Auch gut. Dann kam sie. Schlanke Typ, jenseits der 60 und mit einem etwas holprigen Gang mit eingelegtem Ausfallschritt... Ausfall war dann auch der richtige Beg

Typisch deutsch

Bild
Gleich mal vorweg: wenn ich nachfolgend mich über typische deutsche Eigenheiten im Straßenverkehr auslasse, so kann ich mein eigenes "deutsch sein" natürlich nicht verleugnen (Pünktlichkeit, ordentlich & zuverlässig). Schließlich liegen meine Wurzeln nicht weit verstreut - Sachsen, Mecklenburg, Niederrhein und - Holland! Letzteres hat wohl zu einer kleinen Einschränkung geführt..--)). Ich mag die Holländer nämlich wegen ihrer Lockerheit sehr gerne. Im Berufsleben erfahre ich sie jedoch immer wieder - typische deutsche Eigenheiten anderer Verkehrsteilnehmer. Und damit meine ich nicht nur die Autofahrer. Nehmen wir beispielsweise mal die "Rechts-vor-Links-Regelung". Die gibt es, meines Wissens, nirgendwo sonst auf der mir bekannten Welt. Für viele deutsche Autofahrer ist sie DIE Möglichkeit, ihr RECHT durchzusetzen, bzw. einzufordern. Man stelle sich mal an einem normalen Werktag an eine Kreuzung mit "Rechts-vor-Links". Da fahren zu einen die "nicht

Jeder Tag ein Tag zuviel?!

Bild
Es ist November. Das Wetter trüb und grau. So war´s heute den ganzen Tag. Mir macht das nichts aus. Ich bin unterwegs, lerne stündlich neue Menschen kennen, geniesse die bunte Pracht der Bäume und fühle mich wohl dabei. Wenige Dinge gibt es, die mir die gute Stimmung verderben können. Und ich bin auch nicht dafür bekannt, nah am Wasser gebaut zu haben. Manchmal aber wird man einfach hinunter gezogen. Wir haben einen Stammkundin, gut über 80 Winter alt, die im Betreuten Wohnen lebt. Sie lässt sich öfters vom Einkaufen abholen, da die Taschen dann doch etwas schwer sind, um sie den kleinen Berg hinauf zu tragen. Heute stieg sie wieder mal bei mir ein und fing sofort an, vom trüben November zu reden. Und wie es ist, wenn man niemanden hat, man alleine ist und - wie sie - bald wohl in Krankenhaus muß. Dort gäbe es dann auch niemanden, der sich um sie kümmert. Keiner würde sie besuchen, die Familie hätte sich auseinander gelebt. Und das alles erzählte sie mir mit einer schon recht weinerlic

Omi´s und Ü30-Party

Bild
Was haben Omi´s und Ü-30 Party´s miteinander zu tun? Eher weniger. Die Omi´s sind in der Regel zwar auch über 30, haben aber mit den entsprechenden Party eher nichts am Hut. Aber 2 Omi´s verhielfen mir am vergangenen Samstag zu einem angenehmen Abend. An den besagten Abenden, an denen die Generation 30 + im 4-Wochen-Turnus zur Schmuse-, Knutsch-, Frust- und Sonstwas-Abend geht, teilt sich unsere Kollegenschaft eigentlich unabgesprochen in 2 Gruppen. Die einen lungern ab Mitternacht - und früher - bereits vor dem "Forum" (dem Veranstaltungsort) mit ihren Droschken herum. Die anderen - und zu denen gehöre ich - stauben den Rest des Samstags-Geschäfts ab. Das ist aus meiner Sicht wesentlich angenehmer. Die Fahrgäste sind meist nüchtern und ausgeglichen. So kam ich dann gegen Mitternacht auch zu meiner ersten "Oma-Tour". Kein Scherz. Im gut 10 km entfernten Dassendorf stieg gegen Mitternacht eine alte Dame ein und wollte, gesponsert von ihren Kindern, ins heimische Hamb