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Es werden Posts vom März, 2011 angezeigt.

Komplimente

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Eigentlich ist so ein Blog kein "Ort", an dem über persönliche Eitelkeiten oder Komplimente, die von Fahrgästen kommen, berichtet werden soll. Aber wir alle sind Menschen und leben u.a. von Nettigkeiten, die aus unserer Umwelt kommen und ernst gemeint sind. Wer freut sich nicht über ein Lob im Job? Das motiviert und zeigt einem, alles richtig gemacht zu haben. In den letzten Tagen wurden mir solche netten Bemerkungen gleich 2 mal zuteil. Heute Morgen, zum Beispiel. Ich war für 5.55 Uhr bestellt und traf um 5.53 Uhr beim Kunden ein. Dieser stand schon auf der Straße und rauchte. Wahrscheinlich hatte er damit kalkuliert, ich sei sowieso nicht derart pünktlich und die 5 Minuten bis 6.00 Uhr hätte er noch geraucht. Irgendwie Pech gehabt..--)) Wir fuhren zum Flughafen. Zuerst unterhielten wir uns über seine Reiseziele (L.A., Boston & Orlando). Da die USA mein persönlicher Favourit unter meinen langjährigen Flugreisen immer war, gab´s viel Gesprächsstoff. Irgendwann, auf der Au

Abwechslung

Es kann ja niemand behaupten, daß ich mich jemals über fehlende Abwechslung in unserem Beruf beklagt habe. Ganz im Gegenteil. Nie in meinen bisherigen 25 Berufsjahren hatte ich davon mehr als in den letzten 9 Monaten. Eine Kollegin sagte am Freitag dazu: "Ich fahre seit 28 Jahren Taxi, aber kein Tag davon war wie der andere...!" An eben diesem Freitag kam wieder etwas Neues hinzu. Schon vor Wochen hatte ich meinem Chef vorgeschlagen, auch gerne mal als Funker einzuspringen, wenn eine der Kolleginnen ad hoc ausfallen sollte. Auf diesen Vorschlag kam er Vorgestern zurück. Gleich um 6.00 Uhr stellte ich den Wagen wieder ab und bekam eine Schnell-Einweisung in der Zentrale. Schließlich sind mir die Abläufe dort im Groben seit gut 9 Jahren bekannt, aber mal auf der anderen Seite des Funks mit seinen 2 Bildschirmen, dem Rechner mit seinen verschiedenen (Taxi-)Programmen, dem Telefon und den Listen mit Preisen, Namen, etc. zu sitzen, war dann doch sehr interessant. Ganz besonders

Snowboard und mehr...

Wie so oft bekam ich heute Früh Informationen (über einen Fahrgast) die ich nicht brauchte und diese so schnell, wie ich sie gar nicht wollte. Kompliziert? Nein, gar nicht. Es war 6.55 Uhr, als ich vor dem schönen alten Haus mit dem genauso schönen alten Garten im schicken Nobel-Ort Aumühle vorfuhr. Die Vögel zwitscherten schon kräftig und so entschloß ich mich, diese "Musik" nicht zu stören und stellte den Motor ab. Erfahrungsgemäß lassen Kunden dieser Einkommensschicht das Taxi gerne mal warten, während sie - gut erkennbar - in der Küche noch einen Kaffee zu sich nehmen. Dieses Mal war es aber anders und um 6.58 Uhr kam er federnden Schrittes und mit einem Koffer und einem langen, verpackten Etwas unter dem Arm den Weg zur Straße entlang. Der Taxifahrer-Scanner lief: Typ "jungdynamischer Unternehmensberater", betont sportlich, markant geschnittenes Gesicht. Der Koffer landete im dafür vorgesehenen Gepäckabteil, nur das lange Etwas passte nicht hinein. Also nahmen

Schweigen ist Gold - und reden Blech?

Größer hätten die Unterschiede zwischen meinen ersten Fahrgästen dieser Woche kaum sein können. Zuerst der schon "übliche" Geschäftsreisende, der am frühen Montagmorgen zum Flughafen möchte. Für 6.30 Uhr bestellt, klingle ich um 6.27 Uhr an seiner Tür, frage nach, ob ich schon Gepäck einladen darf. "..Ja, gerne...!" Das waren die Worte 1 und 2. Drei Minuten später stieg er ins Auto und setzte sich vorne hin. Aha, einer der morgens schon reden möchte. Ich kann das ab, wenn´s nicht nur um´s Wetter geht. Pustekuchen! Er schwieg, bis auf weitere 3 Worte: "..Zum Flughafen, bitte!" Meine Zentrale hatte keine Information über einen vereinbarten Festpreis, also schaltete ich das Taxameter ein. Es piepste zur Bestätigung zwei Mal (Tarif 2, für die Insider) und los ging´s. Dann - Stille während der folgenden 40 Minuten Fahrtzeit. Auf Zufahrtsstraße vor den Terminals gab´s die nächsten 3 Worte: "..Terminal 2, bitte..!" Ich hielt, schalte die Uhr aus

Kindergarten

In Zeiten von vielen öffentlich gewordenen Kindsmißbräuchen und auch -entführungen mit schrecklichem Ende hat mich ein Erlebnis am heutigen Nachmittag doch zum Nachdenken gebracht. Wir holen seit einiger Zeit ein (körperlich) leicht behindertes Mädchen vom Kindergarten in Hamburg ab und fahren es nach Hause. So weit so schön. Ich hatte diese Tour bisher noch nie, aber heute bekam ich sie dann doch mal. Simple Sache. Gut 20 Minuten in die "City", Mädchen abholen und 20 Minuten zurück. Was aber bei mir Kopfschütteln hervor rief, war der Ablauf, als ich am Kindergarten ankam. Dieser liegt ein wenig versteckt und als ich ihn gefunden hatte, stelle ich mein Auto gut 20 Meter weiter auf den Gehweg und lief das Stück zurück. Ich klingelte, es summte der Türöffner und ich betrat den Kindergarten. Eine Kindergärtnerin kam mir entgegen, fragte nach meinen "Wünschen". "Hallo! Taxi, ich soll die kleine Sabine (Name geändert) abholen..!" "Ach ja, sie ist drauß

Aussichten

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Man könnte Reinbek mit seinen 25.000 Einwohnern nicht unbedingt als "Dorf" bezeichnen, aber richtig "Stadt" - na ja. Schon gar nicht, wenn man 500 m weiter fährt und die Grenze zu Hamburg überquert. Den dörflichen Charakter hat Reinbek sicherlicher schon in den 60er Jahren abgelegt, als man gerne hoch und klotzig baute. Glücklicherweise beschränkte man sich hier eher auf das "klotzig" und weniger auf das "hoch". Wirkliche Hochhäuser gibt es nur 3, wenn ich richtig zähle, und in einem - dem höchsten davon - wohnen Fahrgäste, die ich gestern zum Flughafen bringen durfte. Ich erhielt den Auftrag, um 8.40 Uhr bei der besagten Adresse zu klingeln. Eine Stimme, wohl ein älterer Herr, bat mich, in den 16. Stock zu kommen. Mein erster Gedanke war: hoffentlich funktioniert der Aufzug, denn offensichtlich warteten Koffer auf mich. Der Aufzug funktionierte, zwar nicht flott (immerhin war dieses Ding schon 45 Jahre alt), aber zuverlässig. Nach einer mir endl

Pünktlichkeit

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Zum gestrigen Artikel über "Frust und Freude" des Taxifahrer-Alltags muß ich noch einen mit dem Untertitel "Stolz" hinzufügen... Ich bin ja bekennender Pünktlichkeits-Fan, denn es macht aus meiner Sicht keinen Sinn, sich zu einem bestimmten Zeitpunkt zu verabreden und dann zu spät zu kommen. Schließlich vereinbahrt man ja auch keinen Treffpunkt , um dann 5 km weiter entfernt aufzutauchen, oder? Genauso ist´s mit Kundenbestellungen. Ein Kunde bestellt kein Taxi zu einer bestimmten Uhrzeit und toleriert dann, daß wir 15 Minuten später in aller Gemütsruhe vorfahren und teilnahmslos die Achseln zucken, während er sich über die Unpünktlichkeit beschwert. Für mich stellt jede Bestellung zu einem bestimmten Zeitpunkt gewissermaßen auch eine Herausforderung dar. Eine davon bekam ich gestern und es machte mir großen Spaß, diese anzunehmen und zu bestehen. Der Auftrag lautete, um 9.00 Uhr eine Frau XY in der Straße YZ, Hausnummer 12, abzuholen. Zuvor möge ich doch aber noch i

Frust und Freude...

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...liegen im Beruf des Taxifahrers ja oft sehr nah beieinander. Manchmal liegen zwischen den beiden "emotionalen" Zuständen nur Minuten. Es gibt 2 Worte, die, werden sie im Zusammenhang und hintereinander in meinem Taxi ausgesprochen, ich definitiv nicht leiden kann: "Stimmt so!" Warum? Weil auf "Stimmt so!" meist eine Mißachtung unserer fahrerischen Dienstleistung in monetärer Form folgt. Oder anders ausgedrückt: der Fahrgast beleidigt einen mit einem Trinkgeld, welches den Namen nicht verdient. Darunter gibt es nur noch eine Stufe. Und die erlebte ich heute. Es war 9.30 Uhr, als ich kurzfristig auf unseren "Bus", den Mercedes Vito, wechseln sollte. Um 9.40 Uhr hatte ich alle Infos über Abholadresse, Zieladresse und vereinbahrten Fahrpreis und um 9.47 Uhr traf ich beim Kunden ein. Rekordverdächtig. Eine ältere Dame mit ihrer Tochter und den 3 Enkeln wollten zum ZOB nahe des Hauptbahnhofs. Den Gesprächen entnehmend erfuhr ich, daß sie den Bus nac